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Atomkraft+Wasserstoff
Autor: DAASSI 30.06.20 - 08:42
Aus welchen Gründen wäre der Einsatz von Dual Fluid Reaktoren, die nebenbei noch einen Teil des Atommülls der Leicht- und Siedewasserreaktoren entsorgen, in Kombination mit Wasserstoffproduktion und etwa eFuels keine Alternative zu BEVs?
Und noch interessanter: Was wären die Vorteile einer solchen Idee? -
Re: Atomkraft+Wasserstoff
Autor: Frank Wunderlich-Pfeiffer 30.06.20 - 15:31
Es gibt bei den angedachten Verfahren zur Wasserstofferzeugung mit Hochtemperaturreaktoren kleine Vorteile bei der Effizienz (etwa 50 Prozent) in der Erzeugung von Wasserstoff, im Vergleich zu dem Umweg aus der Wärme erst Strom (~48 Prozent Effizienz) und dann mit Strom Wasserstoff zu erzeugen (insgesamt ~34 Prozent, mit Dampfelektrolyse unter Ausnutzung der Wärme des Reaktors auch etwas mehr).
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0360319916308710
Aber die Energieverluste der Stromerzeugung aus Wasserstoff sind immernoch so groß (nochmal 50 Prozent zu den ersten 50 Prozent, also insgesamt ~25 Prozent Effizienz), dass bei der direkten Stromerzeugung etwa doppelt so viel Energie zur Verfügung stünde (und nur halb so viel radioaktiver Abfall entsteht!), als mit dem Umweg über die direkte Wasserstofferzeugung mit Hilfe des Reaktors.
Dabei sind die Verluste von Wasserstoffspeicherung und -transport nicht berücksichtigt, obwohl ein Energiespeicher die mit einem Kernreaktor gar nicht benötigt würde, weil er eine praktisch jederzeit verfügbare Stromquelle darstellt.
Frank Wunderlich-Pfeiffer (Twitter: @FrankWunderli13) - als freier Journalist bei Golem.de unterwegs - Countdown Podcast zur Raumfahrt @countdown_pod oder https://countdown.podigee.io/ -
Re: Atomkraft+Wasserstoff
Autor: gaciju 02.07.20 - 17:49
Ich habe das Event leider verpasst, weiss nicht, ob noch Antworten/Folgefragen zugelassen werden, versuch's aber einfach mal.
Frank Wunderlich-Pfeiffer schrieb:
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> Dabei sind die Verluste von Wasserstoffspeicherung und -transport nicht
> berücksichtigt, obwohl ein Energiespeicher die mit einem Kernreaktor gar
> nicht benötigt würde, weil er eine praktisch jederzeit verfügbare
> Stromquelle darstellt.
Dazu zwei Dinge:
1) Wasserstoff wird ja nicht nur (wenn ueberhaupt) als Speicher, sondern auch zur Dekarbonisierung in der Industrie gebraucht werden. Etwa in der Chemieindustrie oder Stahlherstellung.
Vor diesem Hintergrund habe ich Bedenken an der Sinnhaftigkeit, Elektrolyseure mit Ueberschussstrom aus erneuerbaren zu speisen. Dann braucht man ihn naemlich viel leistungsstaerker und mit zusaetzlichen (H2) Gasspeichern und er laeuft mit viel geringerer Auslastung. Daher erscheint mir die Variante als interssant, gerade wenn es sogar noch Effizienzvorteile gibt.
2) Dass AKWs jederzeit verfuegbar sind stimmt ja gerade *praktisch* nicht. Es gibt schon immer geplante und ungeplante Abschaltungen. Das ist nicht besonders oft und schlimm, denn die Infrastruktur ist ja entsprechend ausgelegt. Aber sie erreichen halt bei weitem keine 8760 Volllaststunden.
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Dass Kernkraft unvernuenftig teuer und kaum noch akzeptiert ist steht dem ganzen halt im Weg. Zu modernen Fluessigsalzreaktoren hat man schon viel gehoert, die bestehenden Probleme loesen sie aber nicht wirklich. -
Re: Atomkraft+Wasserstoff
Autor: Frank Wunderlich-Pfeiffer 08.07.20 - 23:19
gaciju schrieb:
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> 1) Wasserstoff wird ja nicht nur (wenn ueberhaupt) als Speicher, sondern
> auch zur Dekarbonisierung in der Industrie gebraucht werden. Etwa in der
> Chemieindustrie oder Stahlherstellung.
Das war auch das Fazit auf der letzten Seite des Artikels zur Nutzung des Wasserstoffs in den Brennstoffzellenfahrzeugen.
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