-
Den eigenen Erfolg verstehen
Autor: /mecki78 23.05.22 - 15:18
Simon the Sorcerer war eines dieser Spiele, die völlig überraschend zu einem Blockbuster wurden, ohne dass deren Macher selber verstanden haben, warum eigentlich.
Wie dann so üblich wurde dann schnell ein zweiter Teil zusammen gezimmert, der im Grunde so nahe wie möglich am ersten war und versuchte so viele der ursprünglichen Konzepte zu kopieren wie möglich. Und auch dieser Teil war dann noch relativ erfolgreich; nicht mehr ganz so erfolgreich und ikonisch wie der erste, aber durchaus ein solider Erfolg.
Klingt irgendwie bekannt? Klar, weil das ein bekanntes Konzept ist, siehe z.B. Monkey Island.
Das Problem ist, dass dem Machern aber nicht klar war, warum das Spiel erfolgreich war. Denn wenn sie es verstanden hätten, dann wäre ihnen auch bewusst gewesen, dass der dritte Teil ein Flop hat werden müssen.
Es reicht nicht erfolgreich zu sein, man muss auch verstehen, warum man erfolgreich ist, weil nur dann kann man diesen Erfolg auch wiederholen. Auch diverse Musik- und Filmproduzenten scheitern regelmäßig am eigenen Erfolg, den sie versuchen krampfhaft zu wiederholen, dabei aber offenbaren, dass sie nie wirklich verstanden hatten, worin ihr Erfolg eigentlich begründet war.
Das ist wie wenn man als Koch ein neues Gericht erschafft und die Menschen lieben es. Man weiß aber nicht warum. Also macht man erst einmal eine Variation davon, die weitgehend auf den gleichen Zutaten basiert und auch die kommt gut an, wenn auch nicht mehr ganz so gut, weil die Mischung im Original etwas besser geglückt war. Dann aber erschafft man Gericht nach Gericht und nichts davon kommt mehr gut an, weil der Grund warum die ersten beiden so gut ankamen zwei bestimmte Zutaten waren und diese Zutaten aber allen späteren Gerichten leider fehlen und daher keines auch nur im Ansatz an den Erfolg wiederholen kann. Hätte man hingegen genauer erforscht warum die Menschen die Gerichte so lieben, dann hätte man noch dutzenden Gerichte erschaffen können, die auf diesen beiden Zutaten basieren und somit noch jede Menge Treffer gelandet.
Es gibt aber auch den umgekehrten Fall. z.B. gibt es Musikproduzenten, die genau verstanden haben, warum ihre Komposition so gut ankam und die daher jede weitere auf den gleichen Rezept basieren. Wusstet ihr, dass die meisten großen Hits der letzten 20 Jahre von nur einer Hand von Musikproduzenten stammen und zwar egal, wer diese Hits performed hat?
Wenn ich z.B. sagen "Max Martin", dann wird hier jeder nur mit den Schultern zucken. Nie gehört, oder? Hier mal eine Auswahl seiner Werke:
1998 – "...Baby One More Time" by Britney Spears
2000 – "It's Gonna Be Me" by NSYNC
2008 – "I Kissed a Girl" by Katy Perry
2008 – "So What" by Pink
2009 – "My Life Would Suck Without You" by Kelly Clarkson
2009 – "3" by Britney Spears
2010 – "California Gurls" by Katy Perry featuring Snoop Dogg
2010 – "Teenage Dream" by Katy Perry
2010 – "Raise Your Glass" by Pink
2011 – "Hold It Against Me" by Britney Spears
2011 – "E.T." by Katy Perry featuring Kanye West
2011 – "Last Friday Night (T.G.I.F.)" by Katy Perry
2012 – "Part of Me" by Katy Perry
2012 – "One More Night" by Maroon 5
2012 – "We Are Never Ever Getting Back Together" by Taylor Swift
2013 – "Roar" by Katy Perry
2013 – "Dark Horse" by Katy Perry featuring Juicy J
2014 – "Shake It Off" by Taylor Swift
2014 – "Blank Space" by Taylor Swift
2015 – "Bad Blood" by Taylor Swift featuring Kendrick Lamar
2015 – "Can't Feel My Face" by The Weeknd
2016 – "Can't Stop the Feeling!" by Justin Timberlake
2019 – "Blinding Lights" by The Weeknd
2021 – "Save Your Tears" by The Weeknd and Ariana Grande
2021 – "My Universe" by Coldplay and BTS
Irgendwas eines davon schon mal gehört? Und auch wenn diese Songs oberflächlich betrachtet alle komplett verschieden zu sein scheinen, haben sie bei genauer Analyse sehr viele identische Elemente und beruhen auf den gleichen Konzepten.
Das ist der Grund warum viele Leute sagen "moderne Musik klingt immer gleich", was nicht völlig völlig der Luft gegriffen ist und dazu führt, dass die Leute es irgendwann nicht mehr hören können, weil das Konzept totgeritten wurde. Dann kommt meistens ein großer Umbruch und auf einmal ist etwas ganz anderes wieder angesagt.
Vorherigen Erfolg zu kopieren ist keine schlechte Sache und funktioniert gut. Ich hätte mir durchaus mehr Simon the Sorcerer und Monkey Island Teile gewünscht, die das Erfolgskonzept verstanden und kopiert hätten, da wäre schon noch Platz für 2-3 weitere Teile in der Serie gewesen, aber auch Monkey Island 3 war für mich leider eine große Enttäuschung. An sich nicht so schlecht, aber nichts, was sich nahtlos die die Reihe eingefügt hat.
Und wenn man es geschickt anstellt, dann kann man sogar den alten Erfolg kopieren, ohne dass die Leute es merken. Das alle die Lieder oben von nur einer Person stammen, ist sicherlich noch nie jemanden aufgefallen, genauso wenig wie die Tatsache, dass folgende Lieder alle auf exakt den gleichen vier Akkorden basieren:
https://www.youtube.com/watch?v=5pidokakU4I
/Mecki
1 mal bearbeitet, zuletzt am 23.05.22 15:20 durch /mecki78.