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Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: nohoschi 07.04.21 - 18:01
Früher hat der Kapitalimus die Arbeitskräfte in einen Kampf gegeneinander gezwungen. Dann sind die Börsen dazu gekommen, zuerst mit der Beteiligung an der Arbeit anderer. Dann haben die Leute Wetten auf die Arbeit anderer abgeschlossen. Schließlich Blitzhandel und Leerverkäufe. Während ich indirekten Beteiligungen an der Unternehmung anderer einen Sinn abgewinnen kann ("Hier nimm mein Geld, ich hoffe du bist erfolgreich"), hat der Rest jeden Bezug zur Realität aufgegeben.
Und jetzt Bitcoin. Wenn man dann in der Wikipedia nachliest:
"Das Kernproblem konventioneller Währungen ist das Ausmaß an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren. Der Zentralbank muss vertraut werden, dass sie die Währung nicht entwertet, doch die Geschichte des Fiatgeldes ist voll von Verrat an diesem Vertrauen. Banken muss vertraut werden, dass sie unser Geld aufbewahren und es elektronisch transferieren, doch sie verleihen es in Wellen von Kreditblasen mit einem kleinen Bruchteil an Deckung. Wir müssen den Banken unsere Privatsphäre anvertrauen, vertrauen, dass sie Identitätsdieben nicht die Möglichkeit geben, unsere Konten leerzuräumen. Ihre massiven Zusatzkosten machen Micropayments unmöglich."
Das Zentralbankgeld ist schlecht? Empfinde ich nicht so, so lange wenigsten ein paar anständige Bankkaufleute existieren funktioniert es leidlich. Oder hat jemand schlechte Erfahrungen mit dem Euro oder D-Mark gemacht?
Die Befreiung vom Zentralbankgeld sieht wie folgt aus:
* Wer mehr Hardware kauft wird schneller reich (kommt uns irgendwie bekannt vor?)
* Wer skrupelloser ist wird schneller reich - hier ein Miner im JavaScript, da einer im Trojaner (kommt uns irgendwie bekannt vor?)
* Wer die Umwelt völlig ohne Not belastet wird schneller reich (Ist noch irgendwer überrascht?)
* Es gibt keine Regeln, gar keine.
Ja. Noch mehr Kapitalimus im Wildwest-Prinzip.
Es wird also Strom verbraucht um Berechnung durchzuführen, die keinen objektiven Nutzen (Wettermodell eines Supercomputers) oder subjektiven Nutzen (Computerspiel zur Unterhaltung) haben. Ein Porsche 911 auf der Autobahn hat einen subjektiven Nutzen für die Person am Steuer (Freude) und es entstehen sogar Arbeitplätze - und zur Arbeit kann man damit auch noch fahren. Es gibt gar keinen Grund subjektiven Nutzen gering zu Schätzen. Aber der objektive Nutzen von Bitcoin muss noch gefunden werden, der subjektive ist - irgendwer wird ohne ersichtlichen Grund reicher.
Wenn Europa etwas nicht braucht sind es "virtuelle Währungen" und deren Deregulierung. Der Euro war sogar rein virtuell, von 1999 bis 2001. Für anonymes bezahlen haben wir übrigens das Bargeld. Micropayments sind damit auch möglich ;) -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: smonkey 07.04.21 - 18:21
nohoschi schrieb:
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> Und jetzt Bitcoin. Wenn man dann in der Wikipedia nachliest:
> "Das Kernproblem konventioneller Währungen ist ..."
Nur zur Klarstellung: die Zeilen stammen aus dem Bitcoin Paper und wurden in Wikipedia nur aus dem Original übersetzt. -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: amagol 07.04.21 - 18:23
nohoschi schrieb:
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> Das Zentralbankgeld ist schlecht?
Nicht unbedingt. Es wird halt von der Zentralbank kontrolliert und damit von demjenigen der die Zentralbank kontrolliert.
> Empfinde ich nicht so, so lange wenigsten
> ein paar anständige Bankkaufleute existieren funktioniert es leidlich. Oder
> hat jemand schlechte Erfahrungen mit dem Euro oder D-Mark gemacht?
Bei beiden Waehrungen hat man (genauso wie bei der Fed) den Einfluss der Regierung limitiert. Allerdings nur durch Gesetze (also ein Stueck Papier) und nicht durch technische Mittel.
Wenn du andere Zentralbank-Waehreungen dazu nimmst (Reichsmark 1923, Jugoslawischer Dinar, ...) wirst du schnell auf Beispiele stossen, wo Menschen schlechte Erfahrungen gemacht haben.
> Die Befreiung vom Zentralbankgeld sieht wie folgt aus:
> * Wer mehr Hardware kauft wird schneller reich (kommt uns irgendwie bekannt
> vor?)
Ja, wer mehr investiert wird schneller reich.
> * Wer skrupelloser ist wird schneller reich - hier ein Miner im JavaScript,
> da einer im Trojaner (kommt uns irgendwie bekannt vor?)
Illegale Preisabsprachen, Korruption, ...
> * Wer die Umwelt völlig ohne Not belastet wird schneller reich (Ist noch
> irgendwer überrascht?)
Industrielle Revolution, ...
> * Es gibt keine Regeln, gar keine.
Das war international schon immer ein Problem.
Damit will ich die Resourcenverschwendung nicht schoen reden, aber Bitcoin als Wurzel allen Uebels darzustellen hilft niemandem. -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: sepp_augstein 07.04.21 - 19:17
nohoschi schrieb:
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> Das Zentralbankgeld ist schlecht? Empfinde ich nicht so, so lange wenigsten
> ein paar anständige Bankkaufleute existieren funktioniert es leidlich. Oder
> hat jemand schlechte Erfahrungen mit dem Euro oder D-Mark gemacht?
Mein hart verdientes Geld (Euro) ist jeden Tag etwas weniger wert. Finde ich jetzt doch eher schlecht … -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Hallonator 07.04.21 - 21:06
sepp_augstein schrieb:
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> nohoschi schrieb:
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>
> > Das Zentralbankgeld ist schlecht? Empfinde ich nicht so, so lange
> wenigsten
> > ein paar anständige Bankkaufleute existieren funktioniert es leidlich.
> Oder
> > hat jemand schlechte Erfahrungen mit dem Euro oder D-Mark gemacht?
>
> Mein hart verdientes Geld (Euro) ist jeden Tag etwas weniger wert. Finde
> ich jetzt doch eher schlecht …
Die Wirtschaft freut sich dafür -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Hallonator 07.04.21 - 21:45
amagol schrieb:
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> nohoschi schrieb:
> ---------------------------------------------------------------------------
> -----
> > Das Zentralbankgeld ist schlecht?
>
> Nicht unbedingt. Es wird halt von der Zentralbank kontrolliert und damit
> von demjenigen der die Zentralbank kontrolliert.
>
Und das ist ja auch eigentlich ein wünschenswerter Zustand -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Grimm 07.04.21 - 22:44
Hallonator schrieb:
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> amagol schrieb:
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> > nohoschi schrieb:
> >
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> > -----
> > > Das Zentralbankgeld ist schlecht?
> >
> > Nicht unbedingt. Es wird halt von der Zentralbank kontrolliert und damit
> > von demjenigen der die Zentralbank kontrolliert.
> >
> Und das ist ja auch eigentlich ein wünschenswerter Zustand
Bezogen auf Euro oder Dollar durchaus.
Aber ein paar Kilometer weiter im Osten zeigt der Clown vom Bosporus, dass es eben nicht überall gut ist wenn man auf eine zentral verwaltete Währung angewiesen ist. Und von Südamerika brauch ich hier erst gar nicht anfangen^^ -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: amagol 07.04.21 - 22:46
Hallonator schrieb:
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> > Nicht unbedingt. Es wird halt von der Zentralbank kontrolliert und damit
> > von demjenigen der die Zentralbank kontrolliert.
> Und das ist ja auch eigentlich ein wünschenswerter Zustand
In Deutschland zur Zeit vielleicht, aber frag mal jemanden in Venezuela... -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: amagol 07.04.21 - 22:52
sepp_augstein schrieb:
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> Mein hart verdientes Geld (Euro) ist jeden Tag etwas weniger wert. Finde
> ich jetzt doch eher schlecht …
Beim Euro wuerde ich da jetzt gar nicht jammern. Und wer hat schon grosse (legal erworbene) Euro-Betraege unter der Matratze oder auf dem Sparbuch? -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: ruphus 07.04.21 - 23:33
Hallonator schrieb:
> Und das ist ja auch eigentlich ein wünschenswerter Zustand
Hier im Elfenbeinturm, wo wir den Vögeln beim planschen in Milch und Honig zuschauen können, ist dieser Zustand nicht so dramatisch. Bisschen Lobbyarbeit hier, bisschen Außenpolitik da ... Ja bei uns hier im Elfenland ist es prinzipiell auszuhalten...
Oh, hat da jemand Afrika gesagt? -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Wabba 08.04.21 - 08:48
Danke. Das klang schon sehr nach Fanboy-Geschreibsel und nicht nach neutraler Information.
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Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Hallonator 08.04.21 - 08:57
ruphus schrieb:
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> Hallonator schrieb:
> > Und das ist ja auch eigentlich ein wünschenswerter Zustand
>
> Hier im Elfenbeinturm, wo wir den Vögeln beim planschen in Milch und Honig
> zuschauen können, ist dieser Zustand nicht so dramatisch. Bisschen
> Lobbyarbeit hier, bisschen Außenpolitik da ... Ja bei uns hier im Elfenland
> ist es prinzipiell auszuhalten...
>
> Oh, hat da jemand Afrika gesagt?
kk, lassen wir kryptos zu einer Währung für dritte Welt Länder werden, denen wir im Land von Milch und Honig nicht zutrauen vernünftige Geldpolitik zu betreiben. -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: ruphus 08.04.21 - 08:59
Hallonator schrieb:
> kk, lassen wir kryptos zu einer Währung für dritte Welt Länder werden,
> denen wir im Land von Milch und Honig nicht zutrauen vernünftige
> Geldpolitik zu betreiben.
Keine zentralisierte Währung = keine Kontrolle über die Währung -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Hallonator 08.04.21 - 10:27
ruphus schrieb:
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> Hallonator schrieb:
> > kk, lassen wir kryptos zu einer Währung für dritte Welt Länder werden,
> > denen wir im Land von Milch und Honig nicht zutrauen vernünftige
> > Geldpolitik zu betreiben.
>
> Keine zentralisierte Währung = keine Kontrolle über die Währung
keine Kontrolle über die Währung = keine Geldpolitischen Maßnahmen zur Krisenbewältigung -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: ruphus 08.04.21 - 11:25
Hallonator schrieb:
> keine Kontrolle über die Währung = keine Geldpolitischen Maßnahmen zur
> Krisenbewältigung
= keine geldpolitischen Krisen -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: Hallonator 08.04.21 - 15:18
ruphus schrieb:
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> Hallonator schrieb:
> > keine Kontrolle über die Währung = keine Geldpolitischen Maßnahmen zur
> > Krisenbewältigung
>
> = keine geldpolitischen Krisen
Ich glaube da wird dir jede Notenbank widersprechen -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: ruphus 08.04.21 - 15:31
Hallonator schrieb:
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> Ich glaube da wird dir jede Notenbank widersprechen
Die widersprechen auch dem Bitcoin. Von daher... :D -
Re: Kapitalismus im Endstadium - Bitcoin
Autor: splash42 08.04.21 - 20:30
'Früher hat der Kapitalimus die Arbeitskräfte in einen Kampf gegeneinander gezwungen.'
Klar, in der Sowjetunion haben die Arbeiter in Saus und Braus gelebt. Daher haben ja auch so viele Arbeiter rüber gemacht in die DDR, weil es mit der Ostmark so viel besser lief (oder war es doch umgekehrt?)