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Ärgerlich
Autor: brotiger 29.09.16 - 19:00
Damit meine ich allerdings nicht die Glasfaser-Situation in Deutschland, sondern diesen Artikel. Da fehlen einfach sämtliche Details und vor allem der Kontext, dabei dauert es nur wenige Minuten, sich mal kurz zu informieren einzuholen - die Webseiten des Betreibers sind in englischer Sprache verfasst. Natürlich ist die Kommentarspalte zum Artikel dann trotzdem gleich voll mit Quatsch.
Das Angebot von PCCW HKT heißt "Netvigator" (https://www.netvigator.com/eng/). 1 GBit/s kostet entweder HK$468 (~54 ¤, 24 Monate Laufzeit) oder HK$598 (~69 ¤, monatlich kündbar) pro Monat, 10 Gbps gibt es für HK$2,888 (~331 ¤, 24 Monate Laufzeit) pro Monat. Der Durchschnittsverdienst in Hong Kong liegt ziemlich genau bei der Hälfte des deutschen Durschnittsverdienstes. Klingt erst mal gut, wenn 330 ¤ pro Monat für einen schnellen Internetanschluss auch kein Pappenstiel sind.
Allerdings muss man das alles natürlich in den passenden Kontext setzen: Netvigator garantiert diese Geschwindigkeiten nur bis zum nächsten Switch und weist an jeder möglichen Stelle darauf hin, dass die tatsächliche Geschwindigkeit weit darunter liegen wird. An jeder Werbeaussage bezüglich Durchsatz und Latenz klebt ein Sternchen zum Kleingedruckten. Das ist kein Wunder, denn es kann einfach niemand davon ausgehen, dass es derzeit möglich sein kann, ganze Städte zu solchen Preisen mit Gigabit-Geschwindigkeiten auszurüsten. Die notwendigen Backbones hat einfach niemand. Warum fällt eigentlich keinem auf, dass man gerade mal 500 Nutzer mit 10 GBit/s bräuchte, um den Spitzendurchsatz am DE-CIX zu verdoppeln?
Der Backbone von HKT konnte schon zu DSL-Zeiten nicht ansatzweise mithalten, die Peerings ins Ausland sind eine Katastrophe. Das alles pures Marketing. Die allermeisten FTTH-Kunden buchen nicht mal das 500 MBit/s-Paket, bezahlen auf deutsche Verhältnisse umgerechnet 100 ¤ im Monat für eine Leitung, die im Mittel auch nicht schneller als VDSL mit Vectoring ist.
"83 Prozent haben Glasfaser" ist eben keine Aussage ohne Kontext.