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Für die Jüngeren: Warum VLC?
Autor: pete.kl 26.02.21 - 07:25
Ich gebe hier mal kurz ein kurzes Resumee, warum VLC so wichtig war. Denn die vielen Probleme von damals sind der jüngeren Generation schon gar nichz mehr bekannt.
Man denke sich zurück an eine Zeit, wo Internetleitungen sehr langsam waren, und man ggf. tageweise für ein Video runtergeladen hat. Gleichzeitig wurden schattige Plattformen von Filmen, Serien und Pornos immer beliebter. In diesem Umfeld sind effiziente Video-Codex extrem wichtig, weil sie u.U. über mehrere Stunden kürzere oder längere Download-Zeiten entscheiden.
In der damaligen Zeit, hatten alle Videoplayer die Eigenschaft, die Codecs von Windows zu nutzen. Man konnte im Player nichts machen, es war eine Systemfrage, bzw. der Player war belanglos. Nun dominierten unsympatische Unternehmen, wie DivX den Markt der Codecs. lange haben sie keinen vernünftigen Installer hingekriegt, sodass man mühsam von Hand die Codecs einrichten musste, nachdem man zuerst noch an zig agressiver bezahlwerbung vorbei navigieren musste. Wo dann mal ein brauchbarer DivX-installer da war, kam er immer mit ekelhafter Bloatware. Alles alles eine Katastrophe.
Nun kam der VLC ins Spiel, welche nicht mehr die Windows-Videocodecs nutzte, sondern sein eigenes Set an Codecs mitbrachte und sogar recht vielfältig und aktuell ausgerüstet war.
Vielen lieben Dank an die Entwickler des VLCs, ihr wart Wegbereiter! -
Re: Für die Jüngeren: Warum VLC?
Autor: Lachser 01.03.21 - 23:51
Die ganze Sache war noch viel komplizierter als von dir da dargestellt.
Die Installation von DivX war nur eine der Hürden.
Viel schlimmer war die von dir angesprochene systemverankerte VideoForWindows (VfW) Schnittstelle. Jedes Videoformat hatte einen Erkennungscode, den FourCC, und die jeweiligen installierten Codecs wurden mit einem solchen Code verheiratet, damit je nach Video den (hoffentlich) richtigen Codec erwendet wird.
Da also DivX nur einer von vielen benötigten Codecs war, wurden Codec-Packs zusammengestellt, die viele Codecs gleichzeitig installiert haben. Manchmal waren die aber nicht vollständig, und man musste einzelne nachinstallieren. Oder eben, um zu verhindern dass ein FourCC mit dem falschen Codec abgespielt wurde, die Reihenfolge der Installation beachten.
Dann kam Flash mit .flv Videos und es wurde die Installation eines zusätzlichen Splitter nötig, damit VfW diesen Container öffnen konnte. etc.
Und da kam VLC. Eine Software, die nicht VfW verwendet, sondern alle Codecs selber mitbringt und (meist) richtig verdrahtet war. Einfach installieren und es läuft jedes Video.
das war ein echter Gewinn. -
Re: Für die Jüngeren: Warum VLC?
Autor: ashahaghdsa 04.03.21 - 11:46
Ich bin auch älter als das Internet und hab die Video revolution voll mitgemacht. Ich fand VLC schon immer doof, gerade weil es keine externen Codecs nutzen konnte. Die richtigen Codec Packs haben immer alle Codecs und Splitter installiert, dann war in allen Programmen ruhe. mplayer2 oder später MPC startet schneller als VLC und war mir auch vom UI her lieber.
Dann kam h264 und VLC war einfach zu langsam auf meinem Rechner. CoreAVC war aber schnell genug für das meiste.
Nen modernen Renderer gibts bei VLC bis heute nicht (meines wissens, ich hab lange nicht geguckt).
Alternativ zu den Codec packs konnte man auch einfach ffmpeg installieren, das kommt dann fast mit den gleichen Codecs wie VLC.
VfW war unter der Haube sicherlich total altbacken und unpraktikabel für viele moderne Features (packed B-Frames). Aber das Prinzip Codec/Splitter/Renderer nur einmal zu installieren und dann in allen Programmen nutzen zu können halte ich irgendwie für sinnvoller. Gerade auch, weil theoretisch für h264 decoder Lizenzgebühren fällig waren...
VLC hatte natürlich auch einige Vorteile, wie DVD Menüs (auch in MKV ha ha) und man konnte es standalone auch auf anderen Rechner nutzen ohne was installieren zu müssen.
Und natürlich gab es zig dubiose Codec packs und wer vor dem Pack noch 3 andere Codecs installiert hatte und nachher dies und das und sowieso, der hat schnell Probleme bekommen, die es beim VLC natürlich nicht gab. Aber es gab auch immer trivial nutzbare Packs, die alles dabei hatten was man braucht - von CoreAVC abgesehen. -
Re: Für die Jüngeren: Warum VLC?
Autor: Lachser 04.03.21 - 12:52
Ja mit den guten Codec Packs ging es einigermassen gut. Aber man musste die richtigen kennen. Und auch da war aber nicht immer ganz alles reibungslos, eventuell auch falls man mal einen unsauberen build erwischt hatte.
ffmpeg hatte ich später auch verwendet, der nahm auch etliche Probleme ab, aber auch da musste teilweise in der Konfiguration geschraubt werden, welche lib verwendet werden soll.
Den Vorteil von zentraler Steuerung fand ich nicht so wichtig, man nutzte eh nur ein einziger Player.
Der Vorteil von VLC in meinen Augen ist, dass er eben alles mitbringt ohne am System etwas zu ändern. Das ist mir persönlich wichtiger. Bin aber allgemein Fan von portablen Apps.