-
Sowas von Richtig!
Autor: theWhip 20.06.13 - 09:59
Die Prozeßakten offenbaren mehr Angriffspunkte als Wikileaks jemals hätte... (Editiert vom Verfasser am 20.06.13 um 01:28)
Harry Boeck, Harry Boeck (mehr als 1000 Beiträge seit 14.03.00)
...offenbaren können durch die Veröffentlichung von sowas wie
"Collateral Murder".
Durch die Wikileaks-Veröffentlichungen wurden Verbrechen und
Verbrecher offenbart, aber keine Anleitung zum Ausnutzen von
offensichtlichen Schwachstellen in der IT-Infrastruktur.
Durch die Veröffentlichung - NUR (!) - der nicht geheimen Anteile der
Vernehmungen im Prozess dagegen werden eine ganze Palette von
Angriffspunkten sowie fast schon detaillierte Anleitungen zu deren
Ausnutzung in die Welt posaunt.
Ich würde mir als Ami echt verarscht vorkommen - und zwar in jeder
Position:
* Als Geheimdienstler würde mir der Hut hochgehen angesichts der
Masse an Details, die da über die Bühne gehen, über die man selbst
mit niemandem reden darf, nicht mal im engsten Familien- und
Freundeskreis, bei Androhung drakonischer Strafen.
* Als Sicherheitsoffizier würde mir der Hut hochgehen angesichts der
vielen Arbeit, die ich investiert hätte, um all den Schwachstellen
entgegenzuwirken und dabei so wenig wie möglich über noch offene,
weil mit den vorhandenen Ressourcen noch nicht schließbare,
Angriffsvektoren nach außen zu lassen. Mit gleichermaßen angedrohten
drakonischen Strafen, falls MIR sowas mal VERSEHENTLICH rausrutschen
würde... Ausdrücklich verhandelt übrigens am Montag als Vorwurf
gegenüber Manning: Das Zusammenbringen von vielen einzelnen Details,
die einzeln nicht als hinreichend gefährdent eingestuft werden, als
daß sie klassifiziert werden müßten, woraus Manning Datenpools
gebastelt haben solle, die durch ihre Masse schließlich DOCH einen
Mißbrauch ermöglichen.
(Wovon die Völker der GANZEN WELT inzwischen reden angesichts der
ausufernden Spitzeleien der Geheimdienste - ebenfalls der ganzen
Welt. Gelle?! NSA vorneweg. BKA hechelnd hinterher.)
EXAKT DAS macht das Gericht in diesem Prozeß durch das Zusammentragen
all der veröffentlichten Diskussionen rund um Datenstrukturen,
Praktiken, lückenhafte Vorschriften, Gewohnheiten, Detailschnipsel
usw... Ganz offiziell.
* Als Bürger würde ich mir verarscht vorkommen angesichts des krassen
Gegensatzes zwischen dem Gezeter, das die Regierung wegen der - für
die unmittelbare SICHERHEIT der Ami-Soldaten im Feindgebiet wohl eher
unwesentlichen - Veröffentlichung von Collateral Murder und Consorten
gemacht hat, und der unvergleichlich offeneren Darlegung interner
Armeedetails in diesem Prozeß. Aber die Ami-Bürger sind in ihrer
großen Mehrheit wahrscheinlich eh zu dull, um das auch nur zur
Kenntnis zu nehmen.
* Als Anwalt der Anklageseite, weil ich den Vorgaben irgendwelcher
Regierungsstellen zu folgen hätte, mir krampfhaft Konstruktionen
einfallen zu lassen, um dem Manning eins auswischen zu können, aber
gleichzeitig mit ansehen müßte, wie der gesamte Prozeß allein durch
die Veröffentlichung der Vernehmungen mehr von solcherart
vorgeworfenem Schaden anrichtet, als selbst ein tatsächlich böswillig
veranlagter Soldat je würde anrichten können.
Dieses Gericht müßte eigentlich - wenn es sich selbst von außen
wahrnehmen könnte - sich selbst auf die Anklagebank setzen - würde
die Anklage ihren eigenen Gedankengang auf sich selbst anwenden,
schuldig der Feindunterstützung zu sein, wenn man zu viele an sich
harmlose Daten zusammenträgt und sie veröffentlicht.
Aber so sind sie, die Amis: Während sie im Detail durchaus
anerkennenswerte Leistungen zustandebringen, versagt bei ihnen das
Weltbild aus gehobener Perspektive komplett. Kein Wunder, daß es bei
denen üblich ist, gleichzeitig brillierender Forscher und
religiös-fanatischer Fundamentalist zu sein.
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Manning-Prozess-Probleme-mit-dem-Internetarchiv-1892799.html