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Open Source hängt oft an einer einzigen Person
Autor: schap23 03.12.19 - 16:59
Eric Allman, der maßgeblich sendmail entwickelt hat, ist mittlerweile 64 Jahre alt. Ob er nach all den Jahren wirklich noch Lust hat, sich mit seinen Jugendsünden zu beschäftigen, ist eher fraglich. Und welche Entwickler hat schon Lust, sich mit in seiner Freizeit mit Code aus der Steinzeit herumzuschlagen? Man kann doch soviel schickes Neues machen.
Die Pflege von so altem Code funktioniert bestenfalls, wenn man Leute dafür sehr gut bezahlt. Aber wer würde da Geld investieren? sendmail war von Anfang an ein Sicherheitsproblem, da es unter root laufen mußte. Die Konfiguration war abenteuerlich kompliziert. -
Problem: Nicht loslassen können
Autor: Vanger 03.12.19 - 18:53
Das Problem ist aus meiner Sicht nicht unbedingt, dass viele OSS-Projekte im Wesentlichen von einer Person getragen werden.
Bei kleinen und mittleren Projekten ist ein Maintainer häufig vollkommen ausreichend. Bei kleinen Projekten schultert dieser auch die Entwicklung, bei mittleren Projekte muss sich die Rolle irgendwann zu einem Patch-Reviewer und Release-Manager wandeln. Projekte können mit einem Maintainer durchaus beeindruckend weit kommen.
Es gibt auch Projekte die kann man durchaus irgendwann mal als "Feature Complete" betrachten. Irgendwie muss alle Software immer komplizierter, immer funktionsreicher, immer größer werden - bis einem dann auffällt, dass das Projekt dadurch absurd "fett" geworden ist und dieser von vorne anfängt. Das Projekt wird dann über die Jahre selbst auch immer weiter und weiter gemästet - bis der Kreislauf wieder von vorne beginnt. Keine Ahnung was dieser Blödsinn soll...
Das allergrößte Problem ist aber das "nicht loslassen können". Wer über viele Jahre ein Projekt gepflegt hat, hat seinen Beitrag geleistet. Darauf darf man Stolz sein. Man sollte aber irgendwann sich selbst eingestehen, dass das Projekt vielleicht nicht mehr den Stellenwert im eigenen Leben einnimmt, den es zuvor mal hatte. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Dann sollte man auch loslassen können - entweder das Projekt abgeben oder eben ganz offiziell einstellen. Sendmail ist so ein Projekt das man einstellen sollte, es hat seinen Beitrag geleistet, darauf kann Eric Allman Stolz sein, es gibt aber Alternativen die auch aktiv supported werden. -
Re: Open Source hängt oft an einer einzigen Person
Autor: Iruwen 03.12.19 - 21:04
Vielleicht nicht nur eine einzige Person, aber für ihre Verbreitung und Bedeutung deutlich zu wenige. Siehe OpenSSL und Heartbleed.
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Re: Open Source hängt oft an einer einzigen Person
Autor: schily 03.12.19 - 23:51
Man kann auch wunderbar sehen, wie durch eine Gruppe eine Software, die vorher gut durch eine Person gewartet wurde, zu Grunde gerichtet wird.
Einfach mal ansehen, was redhat aus ksh93 gemacht hat. Es ist ein Trauerspiel. -
Re: Problem: Nicht loslassen können
Autor: elknipso 04.12.19 - 07:22
Vanger schrieb:
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> Das allergrößte Problem ist aber das "nicht loslassen können". Wer über
> viele Jahre ein Projekt gepflegt hat, hat seinen Beitrag geleistet. Darauf
> darf man Stolz sein. Man sollte aber irgendwann sich selbst eingestehen,
> dass das Projekt vielleicht nicht mehr den Stellenwert im eigenen Leben
> einnimmt, den es zuvor mal hatte. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Dann
> sollte man auch loslassen können - entweder das Projekt abgeben oder eben
> ganz offiziell einstellen.
Sehe ich auch so.
Habe mal früher ein lokales Community und Partyfotos Portal betrieben das recht bekannt war. Aber irgendwann hat man dann einfach nicht mehr die Zeit sich darum ernsthaft zu kümmern, weil andere Dinge im Leben wichtiger werden. Dann kann man sowas auch ruhig einstellen. -
Re: Problem: Nicht loslassen können
Autor: Fakula 04.12.19 - 10:20
Vanger schrieb:
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>....
> Es gibt auch Projekte die kann man durchaus irgendwann mal als "Feature
> Complete" betrachten. Irgendwie muss alle Software immer komplizierter,
> immer funktionsreicher, immer größer werden - bis einem dann auffällt, dass
> das Projekt dadurch absurd "fett" geworden ist und dieser von vorne
> anfängt. Das Projekt wird dann über die Jahre selbst auch immer weiter und
> weiter gemästet - bis der Kreislauf wieder von vorne beginnt. Keine Ahnung
> was dieser Blödsinn soll...
>....
Das ist der Grund warum ich ein freund von dem "unix"-"glauben" bin:
"do one thing and do it well"...
Will man da mehr sachen haben, kommt eine "meta-software" die diese software-"schnipsel" dann nutzt... -
Re: Open Source hängt oft an einer einzigen Person
Autor: Truster 05.12.19 - 09:11
was hat denn redhat damit gemacht? AT&T hat doch den Sourcecode unter der CPL freigegeben, es kann jeder damit machen, was er will? Oder verstehe ich da etwas falsch?
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Mit Feature Complete habe ichkein Problem...
Autor: teleborian 05.12.19 - 13:29
... aber viele nehmen das als Legitimation dafür Software und seine Basis alt werden zu lassen.
Das allerdings halte ich für ein Verbrechen. -
Re: Mit Feature Complete habe ichkein Problem...
Autor: Vanger 05.12.19 - 15:14
Inwiefern? Ich verstehe nicht so wirklich was du zu sagen versuchst.
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Re: Open Source hängt oft an einer einzigen Person
Autor: schily 05.12.19 - 16:34
Sie ändern daran ohne zu verstehen wie es funktioniert und es geht hier um durch AT&T gestattete Schreibzugriffe auf ein Repo daß AT&T angelegt hat.