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Wie kam man in der DDR zu einem funktionsfähigen Computer?
Autor: fanreisender 10.11.19 - 21:28
Alles bekomme ich nicht mehr zusammen.
Irgendwann so gegen 1985 stellte eine Firma vollständige zweiseitige durchkontaktierte Leiterplatten her, die man tatsächlich einfach so kaufen konnte. Allerdings wirklich nur die Leiterplatte und eine Bestückungsliste.
Brauchte man "nur" noch die Bauteile.
70% bekam man in den Hauptstädten der damaligen Bezirke. Widerstand für Widerstand, TTL-Chip für TTL-Chip. In Erfurt gab es noch einen Privatladen mit unbekannten Quellen, der für weitere 5% gut war.
Dann war da der Konsum-Elektronik-Versand Wermsdorf. Mitten in der Pampa, weshalb sich wegen der dann doch nicht so ganz einfachen Anreise (das Privatauto war zu dieser Zeit weitestgehend noch nicht erfunden) dort erstaunlich Bauteile hielten, beispielsweise der legendäre 2N3055. Das Geschäft schaltete sogar Anzeigen, beispielweise im "Radioamataur" oder "Radio und Fernsehen", später "Radio, Fernsehen, Elektronik".
Was tun? Mit Bahn und mitgenommenem Fahrrad zunächst bis Dahlen, dann mit selbiegn Zweirad ein paar Kilometer durch landschaftlich schönes Gebiet bergauf/bergab bis zu diesem sagenhaften Märchenland. Das reichte etwa bis zum Bauteilestand von 98%. Der richtige dicke Engpass war ein Quarz mit einer Frequnez von 4,194 MHz (2**24).
Den gab es an einer ganz anderen Stelle und zwar in Berlin. Aber nicht im Zentrum, sondern wieder in landschaftlich recht netter Umgebung. So weit ich mich entsinne, in Biesdorf.
Wenn man alle die Fahrtkosten und vor allem die Zeit zusmamenrechnet, war das sündteuer.
Das Ganze hat am Ende dann tatsächlich funktioniert, trotz der großen Chancen auf eine kalte Lötstelle.
Edit: Bölschestrasse in Niederschönhausen war der Ort des Quarzverkäufer (na fast Biesdorf ...)
1 mal bearbeitet, zuletzt am 10.11.19 21:35 durch fanreisender.