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Bullshitbingo mit Noppen
Autor: schnedan 05.03.21 - 13:37
die ganzen neuen Methoden und so... ich weis nicht, ich finde das immer alles schwachsinnig. Zeit und Geldverschwendung
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Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: Oktavian 05.03.21 - 13:53
> die ganzen neuen Methoden und so... ich weis nicht, ich finde das immer
> alles schwachsinnig. Zeit und Geldverschwendung
Ja ich weiß. Solche Fossilien finden sich in jedem Unternehmen. Was man mal vor 30 Jahren gelernt hat, ist das Optimum, besser kann es ja kaum werden. Neue Entwicklungsmethoden, neue Führungsstile, neue Kommunikationsmethoden, alles schwachsinnig. -
Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: jkow 05.03.21 - 13:59
Oktavian schrieb:
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> > die ganzen neuen Methoden und so... ich weis nicht, ich finde das immer
> > alles schwachsinnig. Zeit und Geldverschwendung
>
> Ja ich weiß. Solche Fossilien finden sich in jedem Unternehmen. Was man mal
> vor 30 Jahren gelernt hat, ist das Optimum, besser kann es ja kaum werden.
> Neue Entwicklungsmethoden, neue Führungsstile, neue Kommunikationsmethoden,
> alles schwachsinnig.
So... dann mal weg von den Allgemeinplätzen.
Was soll an diesem konkreten neuen Ding gut sein? Ich konnte im Artikel nichts entdecken, außer.
Was man in 30 Minuten auf ein Whiteboard gemalt bzw. gesteckt (Magnete) hätte, bastelt man jetzt 4 Stunden mit Steinen. Kann man machen, hat vielleicht auch was von Spaß dabei, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgend einen Zusammenhang so schneller oder besser begreiflich machen kann als mit herkömmlichen Methoden. Und mir geht auf Arbeit in der Regel der Spaß ab, wenn ich das Gefühl hab, eine Sache dauert 5x so lange wie nötig.
Im Gegenteil: Nach nem halben Jahr die Darstellung nochmal rauskramen und ein paar Details ändern dürfte schwierig werden. Außer man lagert irgendwo Lego-Welten ein. -
Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: richtchri 05.03.21 - 14:31
Nichts für ungut aber die Methode ist nicht NEU und gehört schon fast zum alten Eisen.
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Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: Oktavian 05.03.21 - 14:49
> Was soll an diesem konkreten neuen Ding gut sein?
Naja, so neu ist die Methode auch nicht. Kollegen haben sie vor glaub ich 5 Jahren schon mal vorgestellt.
> Was man in 30 Minuten auf ein Whiteboard gemalt bzw. gesteckt (Magnete)
> hätte, bastelt man jetzt 4 Stunden mit Steinen. Kann man machen, hat
> vielleicht auch was von Spaß dabei, aber ich kann mir nicht vorstellen,
> dass man irgend einen Zusammenhang so schneller oder besser begreiflich
> machen kann als mit herkömmlichen Methoden.
Siehst Du, genau das ist der Punkt. Die drei wichtigsten Argumente gegen Innovation:
- Haben wir schon immer so gemacht
- Da könnt ja jeder kommen
- Wenn das alle tun würden
> Und mir geht auf Arbeit in der
> Regel der Spaß ab, wenn ich das Gefühl hab, eine Sache dauert 5x so lange
> wie nötig.
Siehst Du, und jemandem die Vorteile und Arbeitsweisen der Methode zu erläutern, der eh schon alles weiß, kostet meine Zeit und dabei geht mit der Spaß ab. -
Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: Oktavian 05.03.21 - 14:51
> Nichts für ungut aber die Methode ist nicht NEU und gehört schon fast zum
> alten Eisen.
Ich wundere mich auch so ein wenig über den Artikel. Kollegen von mir machen das seit mindestens 5 Jahren, und schon da war die Methode nicht ganz neu. Sie ist ziemlich etabliert und funktioniert gut, wenn man ihre Limitationen und Einsatzzwecke kennt. -
Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: DooMRunneR 05.03.21 - 14:59
Ich schmeiß da heutzutage AI & ML drauf, ich schmeiß auf alles AI & ML drauf, dass funktioniert immer, jedenfalls sagt mir das meine Beratungsfirma und der Softwarehersteller sowieso.
Lego... Pfff... AI! -
Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: Schattenwerk 06.03.21 - 14:00
Kannst du auch irgendwie auf seine Argumente eingehen und zeigen, wieso diese Technik gegenüber einem klassischen Whiteboard besser sein soll?
Oder wird hier nur gegen die Leute gebasht, die nicht direkt den Sinn und Zweck verstehen können, wollen usw.?
Wenn du sie ihm nicht erklären willst, dann erkläre sie gerne mir. Ich wäre nämlich sehr daran interessiert. -
Re: Bullshitbingo mit Noppen
Autor: Oktavian 06.03.21 - 14:58
> Kannst du auch irgendwie auf seine Argumente eingehen und zeigen, wieso
> diese Technik gegenüber einem klassischen Whiteboard besser sein soll?
Klar, kann ich, aber warum? Wem hilft es?
Wenn ich einen Absatz lese wie
> Was man in 30 Minuten auf ein Whiteboard gemalt bzw. gesteckt (Magnete)
> hätte, bastelt man jetzt 4 Stunden mit Steinen. Kann man machen, hat
> vielleicht auch was von Spaß dabei, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass
> man irgend einen Zusammenhang so schneller oder besser begreiflich machen
> kann als mit herkömmlichen Methoden. Und mir geht auf Arbeit in der Regel
> der Spaß ab, wenn ich das Gefühl hab, eine Sache dauert 5x so lange wie nötig.
dann weiß ich einfach, dass es sinnlos ist, viele Worte zu verschwenden. Wenn jemand eine Methode von vornherein verwirft, keine Neugierde mitbringt, kein Interesse, dann ist es verschwendete Zeit, ihn überzeugen zu wollen. Er weiß doch schon alles. Er weiß, dass es acht mal so lange dauert, die Ergebnisse nicht anders oder besser sein werden als auf einem Whiteboard. Und dann soll er halt weiter auf nem Whiteboard arbeiten, wenn es die für ihn richtige Methode ist. Er scheint damit ja total glücklich zu sein.
Das ist so ähnlich, wenn man vor einem Haufen Host-Programmierer steht (nichts gegen Host-Programmierer, ich spiele nur auf das Klischee an), und versucht, agile Arbeitsmethoden zu etablieren. Man könnte die Argumente auch der Marmorsäule erzählen, man dringt genauso gut durch. Die haben seit 30 Jahre ihre JCL geschrieben, ihre Nassi-Schneidermann-Diagramme gemalt, ihre Transportaufträge durchgeführt. Und dabei haben sie ein lokales Maximum an Effizienz erreicht. Sie wollen da gar nicht weg in unbekanntes Terrain.
Nicht umsonst packen Unternehmen sukzessive diesen Personenkreis in Teams, in denen halt der Bestand verwaltet wird, aber wo jedem klar ist, von da kommt keine Innovation mehr. Kürzlich meinte noch der IT-Vorstand einer großen Versicherung zu mir, er habe gut drei Busladungen solcher Leute in der IT sitzen, von denen nur noch Standard kommt. Den könne er genauso gut in Rumänien oder Bulgarien einkaufen, aber er könne die Leute doch nicht alle rausschmeißen. Also haben auch sie jetzt solche Rest-Abteilungen gegründet, damit diese Leute die innovativen, kreativen und neugierigen zumindest nicht von der Arbeit abhalten.
> Wenn du sie ihm nicht erklären willst, dann erkläre sie gerne mir. Ich wäre
> nämlich sehr daran interessiert.
Das freut mich, bei ehrlichem Interesse gerne. Die Methode ist gut geeignet, wenn man eine sehr heterogene Gruppe hat, in der das Wissen in verschiedenen Feldern und die Kreativität auf diesen Feldern sehr ungleich verteilt ist. Es ist eine Kreativ-Methode, weniger eine Spezifikationsmethode.
Wenn ich also 5 Prozess-Experten da sitzen haben und die beim Geschäftsprozess ausarbeiten sollen, ob er links- oder rechtsrum geht, ist LSP die falsche Methode. Da ist ein Whiteboard oder eine Metaplan-Wand viel besser.
Aber das Problem ist, Du hast eine bunt gemischte Gruppe in einer Versicherung da sitzen. Da sitzt der Vertrieb, das Marketing, die IT, Vertragsmanagement, die Mathematik, und sogar ein Vorstand hat sich Zeit genommen. Die Menschen dort sind total unterschiedlich, manche sehr extrovertiert (ich schaue mal in Richtung Vertrieb), mache sehr introvertiert (blicke zu den Mathematikern). Meinungsführer ist ganz klar der Vorstand. Was er sagt ist Gesetz. Und hier kann so eine Methode wie LSP ihre Stärken ausspielen.
In kleinen Gruppen oder auch alleine entwickeln die Teilnehmer Ideen. Das ganze findet in mehreren Iterationen statt. Beispielsweise sollen erst mal alle kleinen Gruppen eine Brücke bauen aus Lego, auf der der schwerste auf der Gruppe stehen kann. Damit sorgt man dafür, dass sich jeder in der Gruppe einbringt, und nicht nur der meinungs- und wortstärkste die Führung übernimmt. Der Azubi kann die entscheidende Idee haben, und der Vorstand staunt nur. Außerdem gibt er sowas wie "Erbauerstolz". Man zeigt gerne das Ergebnis, es ist vielleicht nicht klassisch schön, aber es funktioniert.
Dann entwickelt man in ähnlicher Weise Ideen für das eigentliche Thema, vielleicht für neue Digitale Produkte einer Versicherung. Auch hier steht im Mittelpunkt, dass jeder was beitragen kann, jeder weil er auch stolz ist auf das, was er gebaut hat, dies gerne zeigt und den anderen erklärt, und jeder halt zuhört.
Ein Whiteboard ist ein klasse Medium, wenn einer eine gute Idee hat, die vorstellt, und vielleicht noch an Details gearbeitet werden muss. Das Problem ist, wer als erstes malt, gibt die Richtung vor. Dann wird über das vorgestellte diskutiert. Bei unserer Versicherung stelle man sich vor, der Vorstand hat als erstes seine Idee am Whiteboard gemalt und vorgestellt. Diskutiert man dann noch groß? Und wenn einer was vorstellt und der Vorstand schüttelt den Kopf?
LSP ist klasse, wenn es um kreative neue Prozesse geht, wenn man Hierarchien verwischen will, wenn man sehr unterschiedliche Kommunikationstypen mischt. Man muss sich eben vorstellen Menschen sind sehr unterschiedlich. Wenn unser Azubi vor der versammelten Mannschaft am Whiteboard eine Idee entwickeln soll, bricht er in der Regel zusammen. Wenn er aber ein Modell in Händen hält, das er selbst gebaut hat, alle recht eng um ihn stehen und er erklärt, warum er da welche Farbe, welche Figur, welche Verbindung verbaut hat, geht das oft viel leichter.
LSP soll ja auch nicht das Whiteboard ersetzen, es ist lediglich eine weitere Methode, die nützlich sein kann, die aber auch ihre Limitationen hat. Ach ja, und gerade in gemischten Gruppen, viele malen nicht gerne. Lego baut aber jeder gerne.
1 mal bearbeitet, zuletzt am 06.03.21 15:07 durch Oktavian.