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Verbot von Blei - war das jetzt wirklich Umweltschutz?
Autor: derdiedas 08.02.17 - 11:46
es wäre wirklich Interessant zu erfahren inwieweit der Verzicht auf Blei und die damit einhergehende massenhafte Verringerung der Lebensdauer der Geräte und den damit verbundenen Folgekosten sich gerechnet hat.
Keine Frage Blei ist hochgradig Umweltschädlich, so wie der komplette Rest den man in der Elektronik einsetzt ebenfalls. Und da Elektronik heute eh nur von Fachbetrieben entsorgt werden darf (Ist ja schließlich alles hochgiftiges Zeugs) ist es ernsthaft Fraglich ob der Verzicht auf Blei irgendwie genützt hat.
Schließlich ist das Blei dauerhaft in der Elektronik gebunden und wird nicht wie beim verbleiten Benzin in die Umwelt emittiert.
Um aber die Sinnhaftigkeit der ROHS Richtline zu Überprüfen müsste es eine Studie dazu gemacht werden - nur dann kann man sagen ob der Verzicht auf Blei sich wirklich gelohnt hat.
Gruß DDD
P.S. Die einzigen Menschen die noch "manuell" Löten sind Bastler und die verwenden zu >99% Bleihaltiges Lot. Ich habe mit SAC305 (ist etwas teurer) einen Bleifreien Ersatz gefunden - da ich das Blei auch nicht unbedingt im Körper haben will und meine Lötstellen auch nicht 20 Jahre halten müssen ;-) -
Re: Verbot von Blei - war das jetzt wirklich Umweltschutz?
Autor: ulink 08.02.17 - 13:15
Ich bin auch skeptisch, eventuell war das eher zur Ankurbelung der Wirtschaft gedacht. Gibt ja auch massenhaft Patente auf die verschiedenen Legierungen, daher ist bleifreies Loetzinn immer noch deutlich teurer als verbleites.
Die technischen Eigenschaften von bleifreiem Lot sind jedenfalls eine Katastrophe, ich aergere mich fast taeglich damit, naja.
BTW: Verbleites Loetzinn ist ja eine Legierung mit ca. 60% Zinn. Wie sieht es mit so einer Legierung dann eigentlich bezueglich Giftkeit beim hantieren aus? Sollte man z.B. Chirurgenhandschuhe verwenden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Loetdampf Blei enthalten ist (der ist eher wegen der Flussmittel giftig wuerde ich sagen).
Leider findet man dazu kaum Informationen ausser "nicht trinken" und "nicht rauchen" beim Loeten. -
Re: Verbot von Blei - war das jetzt wirklich Umweltschutz?
Autor: Stimmy 08.02.17 - 15:16
Viele giftige Elemente und Verbindungen sind größtenteils aus der Elektronik verschwunden, oder werden in Zukunft größtenteils abgeschafft: Quecksilber, Blei, bromierte Flammhemmer, PVC, usw.
Zum Recycling werden die Altgeräte ja meistens (ggf. nachdem Gehäuse und andere große Metall- und Plastikteile per Hand entfernt wurden) geschreddert, und die wertvollen Metalle werden extrahiert. Im Idealfall lassen sich alle Metalle zurückgewinnen.
Je weniger Giftstoffe da drin sind, desto weniger giftiger Müll der aufwendig aufbereitet oder gar endgelagert wird fällt an. Und je weniger Elemente in hoher Konzentration drin sind, desto einfacher wird das sortenreine Trennen der Materialien.
Inzwischen scheint die Industrie das bleifreie Löten auch größtenteils im Griff zu haben. Ich fand aber auch, dass es zu schnell und mit zu wenig Übergangszeit eingeführt wurde.
ulink schrieb:
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> BTW: Verbleites Loetzinn ist ja eine Legierung mit ca. 60% Zinn. Wie sieht
> es mit so einer Legierung dann eigentlich bezueglich Giftkeit beim
> hantieren aus? Sollte man z.B. Chirurgenhandschuhe verwenden? Ich kann mir
> nicht vorstellen, dass im Loetdampf Blei enthalten ist (der ist eher wegen
> der Flussmittel giftig wuerde ich sagen).
Blei hat einen Siedepunkt von 1744 °C; beim Löten bleibt man um ca. 1400 K darunter. Darum wird nur extrem wenig Blei verdampfen.
Die Bleioxide, die sich oberflächlich bilden, sind praktisch nicht wasserlöslich. Auch wenn man das Lötzinn in die Hand nimmt, wird man nur sehr wenig Blei aufnehmen.
Ich nehme das bleihaltige Zinn immer ohne Handschuhe in die Hand, löte aber auch nicht beruflich, sonder nur hobbymäßig.
Im Gegenteil: Bleifreies Lötzinn verwendet oft deutlich aggressivere Flussmittel als bleihaltiges. Wenn man (wie im Hobbybereich und teils auch beruflich üblich) ohne Lötrauchabsaugung lötet, halte ich es wegen der Flussmitteldämpfe für schädlicher als bleihaltiges Zinn.