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Digitalisierungshemmnis Extrawurst
Autor: Phonehoppy 02.12.21 - 12:50
Die deutsche Bürokratie hat unter anderem deshalb so viele Probleme mit der Digitalisierung, weil immer versucht wird, das Rad neu zu erfinden, anstatt auf offene oder zumindest marktübliche Lösungen zu setzen.
Warum muss man ein eigenes System à la DeMail aufziehen, anstatt den Bürgern mittels des RFID-Personalausweises ein S/MIME-Zertifikat auszustellen, mit dem sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt kommunizieren können? Jede Mail-App kann das mittlerweile.
Genauso beim elektronischen Ausweis und beim elektronischen Führerschein, und auch bei den Impfzertifikaten etc.: Für alles wird eine eigene App entwickelt, meist gemäß des üblichen deutschen Bürokratie-CD schön in Minzgrün, weiß und kackbraun gehalten (Standardfont Courier), wo diese Dokumente hinterlegt werden, anstatt dass man z.B. auf bestehende Wallet-Lösungen, wie es sie z.B. von Apple gibt, setzt.
Das wäre nicht nur billiger, sondern für alle einfacher. -
Re: Digitalisierungshemmnis Extrawurst
Autor: LH 02.12.21 - 14:14
Phonehoppy schrieb:
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> Warum muss man ein eigenes System à la DeMail aufziehen, anstatt den
> Bürgern mittels des RFID-Personalausweises ein S/MIME-Zertifikat
> auszustellen, mit dem sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt kommunizieren können?
> Jede Mail-App kann das mittlerweile.
Das klingt wie eine Lösung, an der 99% aller Nutzer scheitern werden. -
Re: Digitalisierungshemmnis Extrawurst
Autor: ClemensPetzold 02.12.21 - 14:29
LH schrieb:
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> Phonehoppy schrieb:
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> > Warum muss man ein eigenes System à la DeMail aufziehen, anstatt den
> > Bürgern mittels des RFID-Personalausweises ein S/MIME-Zertifikat
> > auszustellen, mit dem sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt kommunizieren
> können?
> > Jede Mail-App kann das mittlerweile.
>
> Das klingt wie eine Lösung, an der 99% aller Nutzer scheitern werden.
Sicherheit ist nicht eine Frage der Komplexität. Um eine Seite per https aufzurufen muss ich auch keinen Zertifikatsvergleich händisch durchführen. Phonehoppy hat recht. Man bräuchte nur einen sauberen Zertifizierungsserver, betreut von nem unabhängigen Verein, bezahlt durch den Bund, hinstellen und los - gut ganz so einfach ist es nicht, kostet aber im Endeffekt deutlich weniger als vorherige Versuche. Fehlen nur ein paar Installscripte für die gängigsten Mail Programme, die das Handling erleichtern. Das wäre auch ein Beitrag zur Cybersicherheit der deutschen Wirtschaft - da verschlüsselt niemand seine Mails flächendeckend. -
Re: Digitalisierungshemmnis Extrawurst
Autor: /mecki78 02.12.21 - 15:10
Phonehoppy schrieb:
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> Warum muss man ein eigenes System à la DeMail aufziehen, anstatt den
> Bürgern mittels des RFID-Personalausweises ein S/MIME-Zertifikat
> auszustellen, mit dem sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt kommunizieren können?
Weil das viel zu einfach, naheliegend und kostengünstig gewesen wäre. Seit wann sind wir in Deutschland an einfachen, naheliegenden und kostengünstigen Lösungen interessiert? Wenn ein System nicht mindestens 2 Jahre Planungsphase braucht und nicht mindestens 200 Mio Euro verschlingt, dann kann das doch gar nichts taugen.
Schau, elektronische Patientenakte: Alles was Betroffene wollten war nicht länger fette Aktenberge in Papierform herum tragen zu müssen. Alles was dafür nötig gewesen wäre war dass man sich auf Standarddatenformate einigt, mit denen jeder Arzt und jedes Krankenhaus umgehen kann und einen portablen, sicheren Datenspeicher schafft. Hier hätte ein USB Stick mit Softwareverschlüsselung gereicht oder eine Speicherkarte wie in Digicams, und der Nutzer kennt einen Zugangs-PIN. Fertig. Könnte seit 10 Jahren im Betrieb sein.
Aber nein, so geht das nicht. Da müssen wir erst mal eine komplett neue Infrastruktur schaffen, an die alle angebunden werden müssen (Kosten unbekannt), ein komplexes Cloud Speichersystem, dass niemals wirklich sicher sein wird, eine neue elektronische Gesundheitskarte, die nur viel Geld gekostet hat (bisher 1 Mrd Euro), aber gar nichts gebraucht hat und von einer elektronischen Patientenakte ist auch 12 Jahre nach Beschluss weit und breit nichts zu sehen. Die geschätzten Gesamtkosten bis Projektende liegen bei etwas über 14 Mrd Euro; aber kein Ding, das Gesundheitssystem schwimmt doch bekanntlich in Geld, ist ja nicht so, dass das Geld dann am Ende irgendwo fehlen würde, oder? Was hätte man denn sonst mit dem ganzen Geld anfangen sollen? Doch nicht etwa Patienten behandeln, oder? Streichen wir lieber ein paar Kassenleistungen, schon ist das Geld wieder drinnen.
/Mecki -
Re: Digitalisierungshemmnis Extrawurst
Autor: /mecki78 02.12.21 - 15:12
LH schrieb:
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> Das klingt wie eine Lösung, an der 99% aller Nutzer scheitern werden.
Die würden dann aber auch an jeder anderen Lösung scheitern, also kann das kein Argument sein.
/Mecki