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Humbug aus Biologischer Perspektive
Autor: CyberBiology 07.12.21 - 15:49
Die Herstellung von biologisch funktionalem Gewebe "de novo" oder, wie hier, "in situ" kann nicht durch extrinsische Hand erfolgen. Nicht durch einen sog. Bioprinter (de novo) oder durch fabrizierte Manipulation von schon existierendem Gewebe. Warum nicht?
Es hat mit komplexen Systemen und der Unwissenheit zu tun. Jedes Genexpressionsmuster, das wir direkt manipulieren, jede existenzfähige Zelle, die wir dem Körper zuführen hat mehr ungewisse Konsequenzen als erwartete und macht dadurch den Eingriff höchstens durch Zufall effektiv. Ich könnte selbst von meinem angelernten epistemologischen Wissen über Blutgefäße und Mikroanatomie aus argumentieren aber das müsste ich nicht, um das Paper als Humbug einschätzen zu können.
Aber hier mal eins: Kapillare zeichnen sich durch eine Endothelzellschicht in Rohr-Form aus, bei der die Innen- oder Blutseite dieser Zellwand schleimig ist und die Außen- oder Fleischseite zäh und von Bindegewebe umnetzt. Im Paper wird nun, sagen wir, eine subkutane Fettzelle durch die Technologie in eine Endothelzelle umprogrammiert. Diese wird NIEMALS auf einmal sich mit anderen, benachbarten, neu erschafften Endothelzellen zu einem Rohr zusammenfinden, sowie auch niemals die Innen-Außen-Polarisierung ausbilden, die sie ausbilden soll, um ein funktionales Endothel auszubilden. Zu glauben, dass sie es doch macht ist Aberglaube und wird auch nicht im Paper bewiesen (jedoch vermittelt).
Wenn dieser Eingriff einen positiven Effekt hat, dann nur durch Hormesis. So haben es Blutstammzellinjektionen in Gelenke (hier war der Aberglaube, dass diese knorpelausbildende Zellen werden und sich an richtiger Stelle anordnen) geschafft, in manchen klinischen Studien eine Verbesserung aufzuweisen. Ähnlich wie beim Microneedleing gegen Haarausfall regt hier eine herbeigeführte Wunde/Entzündung Regeneration an. Das ist ein ganz normaler Vorgang, den man sich auf eine andere Art und Weise z.B. beim Fasten zu Nutze macht.
Unterm Strich muss man, um funktionale Gewebe zu gewinnen, diese Gewebe nur leicht zur SELBST-Organisation anregen. Diese ganz andere Philosophie wird in der Organoid-Technologie oder den Xenobots angewendet, welche Zell-Technologien sind, die ich mit Leidenschaft unterstütze.